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Press release
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Fossile Energieunternehmen riskieren, 2 Billionen Dollar mit unwirtschaftlichen Projekten zu verschwenden
Regierungen und Unternehmen müssen ihre Planungen an die laufende Energiewende anpassen, um eine emissionsarme Entwicklung zu sichern
LONDON/NEW YORK, 25. November — Der Think Tank Carbon Tracker Initiative warnt heute davor, dass fossile Energieunternehmen in den nächsten zehn Jahren riskieren, bis zu 2,2 Billionen Dollar an Kapital zu verschwenden, so dass Investoren erhebliche Ertragseinbußen drohen. Der Grund sind Projekte, die angesichts des Zusammenspiels verschiedener Faktoren wie internationalen Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 2˚C und rapiden Fortschritten im Bereich umweltfreundlicher Technologien unwirtschaftlich sein könnten.
CTI stellt in einem neu veröffentlichten Bericht fest, dass keine neuen Kohleminen erforderlich sein werden, die Nachfrage nach Öl 2020 ihren höchsten Punkt erreicht haben wird und das Wachstum für Gas die Erwartungen der Industrie enttäuschen wird. Der Bericht unterstreicht besonders den Gefahrenbereich zwischen Unternehmensstrategien für den Normalbetrieb und Maßnahmen, die erforderlich wären, um das 2˚C-Klimaziel der Vereinten Nationen zu erreichen.
Die 2 Billionen Dollar teure Gefahrenzone für verlorene Investitionen: Wie fossile Energieunternehmen Investitionserträge zu zerstören drohen zeigt, inwieweit Kohle, Erdöl und Gas in einem 2˚C-Szenario weder finanziell noch klimatisch gesehen sinnvoll sind und welche Auswirkungen ein entsprechendes Angebot auf börsennotierte und staatliche Unternehmen hat. Der Bericht warnt, dass es zu einem Überangebot an Rohstoffen und zu verlorenen Investitionen führen könne, wenn die zukünftige Nachfrage von der Industrie falsch eingeschätzt und technischen und politischen Fortschritten nicht ausreichend Bedeutung beigemessen würde. Bei den Aktionären sollten die Alarmglocken klingeln, wenn sich Unternehmen auf Produktionsprojekte festlegen, die nie die erwarteten Erträge abwerfen können.
James Leaton, Forschungsleiter und Mitverfasser des Berichts: „Zu wenige Energiekonzerne erkennen, dass sie ihr Angebot an CO2-intensiven Produkten reduzieren müssen, um zu vermeiden, dass wir über den international anerkannten Kohlenstoffbudget hinausschießen. Umweltfreundliche Technologien und die Klimapolitik sorgen bereits jetzt für eine niedrigere Nachfrage nach fossilen Brennstoffen – diese Tendenzen zu ignorieren bedeutet eine Zerstörung von Aktionärsvermögen. Unternehmen sollten jetzt ihre Geschäftsmodelle gründlich darauf prüfen, ob sie dem 2˚C-Klimaziel gewachsen sind.“
Die USA sind finanziell am meisten gefährdet: Investitionen in Höhe von 412 Mrd. $ in nicht benötigte fossile Brennstoffprojekte sind hier geplant und laufen Gefahr, zu verlorenen Investitionen zu werden. Es folgen Kanada (220 Mrd. $), China (179 Mrd. $), Russland (147 Mrd. $) und Australien (103 Mrd. $).
Aufgrund der falsch eingeschätzten Nachfrage stellt in den nächsten zehn Jahren eine Mischung aus staatlichen und börsennotierten Unternehmen das größte Risiko für Klima und Aktionäre dar – darunter die großen Ölkonzerne Royal Dutch Shell, Pemex, Exxon Mobil sowie Kohleunternehmen Peabody, Coal India und Glencore. Circa 20-25 % der Investitionen von großen Öl- und Gaskonzernen sind für Projekte geplant, die in einem 2˚C-Szenario nicht benötigt werden; sie zu verwerfen würde für die Unternehmen ein Ende des Wachstums bedeuten.
Der Bericht betrachtet die Produktion bis zum Jahr 2035 und den Kapitalaufwand bis 2025. Der Bericht warnt, dass Energiekonzerne Projekte mit einem Ausstoß von insgesamt 156 Mrd. Tonnen CO2 (156 Gt CO2) vermeiden müssten, um dem Kohlenstoffbudget des 450-ppm-Nachfrageszenarios der Internationalen Energieagentur gerecht zu werden. Es sieht einen Energiefahrplan vor, mit dem das 2˚C-Klimaziel der Vereinten Nationen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit erreicht werden kann.
Mark Fulton, Berater der Carbon Tracker Initiative, ehemaliger Forschungsleiter bei Deutsche Bank Climate Change Advisors und Mitverfasser des Berichts: „Unsere Arbeit zeigt, dass von allen fossilen Brennstoffen der größte Überhang an nicht benötigtem Kohlenstoffangebot bei der Kraftwerkskohle besteht, egal in welchem Szenario. Wenn das 2˚C-Klimaziel erreicht werden soll, gibt es weltweit keinen Bedarf an neuen Kohleminen.“
Letzten Monat warnte Carbon Tracker in einem Bericht[1] davor, dass große Energiekonzerne schnelle Fortschritte bei den „sauberen“ Technologien ignorieren würden, z. B. im Bereich erneuerbare Energien, Batterietechnik und Elektroautos. Dabei wurden neun Annahmen der Industrie auf den Prüfstand gestellt, die auf einem unveränderten Wachstum von Kohle, Öl und Gas in den nächsten Jahrzehnten basieren.
Anthony Hobley, CEO der Carbon Tracker Initiative: „In der Geschichte der Wirtschaft gibt es unzählige Beispiele für Verantwortliche[2], die die Wende nicht haben kommen sehen. Im Sektor der fossilen Brennstoffe scheinen Unternehmer, in dem Versuch am Wachstum festzuhalten und so weiterzumachen wie bisher, lieber Kapital zu verschwenden als die Energiewende zu akzeptieren und Vermögen durch eine vom Wachstum unabhängige Strategie zu schützen. Unser Bericht ist für diese Unternehmen Warnung und Strategie zugleich, zur Vermeidung maßgeblicher Wertevernichtung.“
KOHLE – Für ein 2˚C-Szenario kann der Bedarf mit den bestehenden Minen gedeckt werden. Neue Minen sind nicht erforderlich. „Für die Expansion des Kohlesektors ist dies das Ende der Fahnenstage“, so der neue Bericht. In den nächsten zehn Jahren sind geplante Kapitalaufwendungen in Höhe von 177 Mrd. $ für neue und 42 Mrd. $ für bestehende Projekte überflüssig.
China, die USA, Australien, Indien und Indonesien sind für mehr als 90 % der nicht benötigten Investitionen verantwortlich und deshalb finanziell am meisten gefährdet. Die Exportmärkte werden kleiner, da die Kohlenachfrage in China bald ihren Höhepunkt erreichen soll und Indien in Energiefragen nach mehr Unabhängigkeit strebt – eine Bedrohung für große Exportnationen wie Australien und Indonesien. In den USA wird die Hälfte der potenziellen Projekte von Peabody, Murray und Foresight nicht erforderlich sein.
ÖL – Der Bericht führt aus, dass die Nachfrage nach Öl in einem 450-ppm-Szenario seinen Höhepunkt um das Jahr 2020 erreicht. Dies bedeutet, dass ein weiteres Wachstum des Ölsektors nicht erforderlich ist – obwohl viele Unternehmen von einer gegenteiligen Annahme ausgehen. Ausgaben in Höhe von 1,3 Bio. $ für neue und 124 Mrd. $ für bestehende Projekte sind überflüssig. Insgesamt sollten 43 % der Investitionen für neue Projekte nicht getätigt und 33 % des neuen Angebots vermieden werden, um eine Ausrichtung am 2˚C-Klimaziel zu gewährleisten. Dies entspricht einer Einsparung von 28 Gt CO2.
Finanziell am meisten gefährdet sind hierbei die USA, Kanada, Russland, Mexiko und Kasachstan. Das größte Risiko liegt bei amerikanischem Schieferöl, kanadischen Ölsanden und konventionellem russischen Erdöl. Alle drei Länder und auch Norwegen sind durch Förderprojekte in der Arktis gefährdet. Tiefseeprojekte in den USA und Mexiko liegen genauso in der Gefahrenzone wie die Schwerölindustrie Venezuelas. Aufgrund der geringen Kosten fällt das Risiko für die konventionelle OPEC-Produktion jedoch gering aus.
GAS – Der Bericht stellt fest, dass das Wachstum von Gas in einem 2˚C-Szenario weniger hoch ist als bei unveränderten Rahmenbedingungen zu erwarten wäre. Dadurch werden Kapitalinvestitionen in Höhe von 459 Mrd. $ für neue und 73 Mrd. $ für bestehende Projekte überflüssig. Insgesamt sind 41 % der Investitionen in neue Projekte nicht erforderlich, genauso wie 25 % des neuen Gasangebots. Dies entspricht einer Einsparung von 9 Gt CO2.
Die USA, Australien, Indonesien, Kanada und Malaysia sind finanziell am meisten gefährdet und tragen 75 % des Investitionsrisikos. Auf den von uns analysierten Märkten (Nordamerika, Europa und der Exportmarkt für Flüssigerdgas) befinden sich zwei Drittel der neuen Projekte für Kohleflözmethan und arktisches Gas in der Gefahrenzone. Die Hälfte des Angebots aus neuen Flüssigerdgasprojekten ist überflüssig und auch in den USA und Kanada besteht bei Annahme eines 2˚C-Szenarios nur sehr wenig Bedarf an neuen Kapazitäten.
ABSCHEIDUNG UND SPEICHERUNG VON KOHLENDIOXID (CCS) – Die Analyse der CTI geht davon aus, dass im Einklang mit dem 450-ppm-Szenario der IEA bis zum Jahr 2035 24 Gt CO2 mithilfe von CSS gebunden werden können – aber nur, wenn CSS im Vergleich zum heutigen Stand um 150 % zunehmen würde. Verzögerungen hierbei könnten den erforderlichen Rückgang an Kohle deutlich steigern. Die IEA schätzt, dass eine 10-jährige Verzögerung von großen CSS-Projekten von 2020 auf 2030 für Produzenten von fossilen Brennstoffen zu Gewinneinbußen in Höhe von 1,35 Bio. $ führen könnte.
Ab Mittwoch, dem 25. November steht der Bericht zum Download zur Verfügung auf http://carbontracker.wpengine.com/report/stranded-assets-danger-zone/
ENDE
Bitte setzen Sie sich zur Vereinbarung von Interviews mit folgenden Personen in Kontakt:
Stefano Ambrogi sambrogi@carbontracker.org +44 7557 916940
David Mason david.mason@greenhousepr.co.uk +44 7799 072320
Carbon Tracker und der Klimagipfel in Paris
Carbon Tracker ist mit einem hochrangigen Team auf dem Klimagipfel in Paris vertreten und steht für Interviews zu den Folgen für die Finanzmärkte zur Verfügung.
Über Carbon Tracker
Carbon Tracker ist eine gemeinnützige Denkfabrik für den Finanzsektor, die es sich zum Ziel gesetzt hat, durch eine Anpassung des Kapitalmarkts an die heutige klimatische Realität einen klimasicheren globalen Energiemarkt zu schaffen. Unsere bisherige Forschung zu „unantastbaren“ Kohlenstoffreserven und verlorenen Investitionen hat eine neue Diskussion über die Ausrichtung des Finanzsektors an der Energiewende und einer emissionsarmen Zukunft angestoßen. carbontransfer.wpengine.com
„Carbon Tracker hat die finanzielle Sicht auf den Klimawandel verändert.“ – The Guardian, Mai 2014
[1] Lost in transition: How the energy sector is missing potential demand destruction (Verluste durch die Energiewende: der Energiesektor übersieht potenziellen Nachfrageeinbruch)
[2] Kodak, Olivetti, Blockbuster, The American Locomotive Company – um nur einige zu nennen.